Nicole Simons
Nicole Simons (© IG BAU, Alexander Paul Englert)
14.10.2021
Bildung / Mitbestimmung

Im kommenden Jahr ist es wieder soweit: Vom 1. März bis 30. Mai  stehen die Betriebsratswahlen an. Unser Mitgliedermagazin "Grundstein" hat darüber mit dem zuständigen IG BAU-Bundesvorstandsmitglied Nicole Simons gesprochen.

Grundstein: Rund ein halbes Jahr ist es hin, bis die Betriebsratswahlen 2022 beginnen. Warum sollte jetzt schon mit der Vorbereitung begonnen werden?

Nicole Simons: Betriebsratswahlen sollten in Ruhe vorbereitet werden. Immerhin geht es darum, geeignete Kandidatinnen und Kandidaten zu finden, die die Belegschaft für vier Jahre gut vertreten. Da kommt es auch auf die richtige Mischung an – jüngere und ältere, aus verschiedenen Abteilungen, Gewerkschafter*innen. Hat man die gefunden, müssen sie sich im Betrieb bekannt machen – gerade in größeren Unternehmen kann das seine Zeit dauern. Das braucht alles Vorlauf. Außerdem müssen auch bestimmte Fristen und Termine eingehalten werden.

Wie gehen Interessierte am besten vor?

Auf jeden Fall die IG BAU kontaktieren und um Unterstützung bitten. Falls noch nicht vorhanden, stellen wir den Kontakt zu unseren IG BAU-Kolleg*innen vor Ort her. Der*die zuständige Gewerkschaftssekretär*in begleitet die Wahl. Unterstützt und passt auf, dass alles in richtigen Bahnen verläuft. Wichtig ist auch, im Betrieb weitere Mitstreiter*innen zu finden.

Welche Vorteile hat es, im Betrieb einen Betriebsrat zu haben?

Einen Betriebsrat im Unternehmen zu haben, ist sowohl für Arbeitnehmer*innen aber auch für Arbeitgeber*innen von Vorteil. Studien haben ergeben, dass die Arbeitszufriedenheit der Belegschaft höher ist. Zufriedenheit fördert die Motivation und die Produktivität und macht das Unternehmen wirtschaftlich erfolgreicher. Außerdem wechseln zufriedene Mitarbeiter*innen nicht so oft die Arbeitsstelle. Gerade die Pandemie-Zeit hat es deutlich gezeigt: Unternehmen können viel schneller agieren, wenn ein Betriebsrat vorhanden ist.

Was bedeutet es denn, mitzubestimmen?

Dem*der Arbeitgeber*in "auf die Finger schauen", sich einschalten, einmischen – korrektiv und auf Augenhöhe. Beschäftigte haben oft einen anderen Blick auf die Dinge. Betriebsräte und -rätinnen übernehmen für sich und andere Verantwortung und bringen damit ein Stück weit Demokratie in den Betrieb.

Wer sollte kandidieren?

Wer etwas ändern möchte, muss sich einsetzen. Betriebsrätinnen und -räte können Dinge bewegen, Einfluss auf Arbeitsbedingungen und die Tarifpolitik nehmen. Mit anderen Worten: Gestalten.

Wie können sich gewählte Betriebsratsmitglieder am besten auf ihr Amt vorbereiten?

Wir bieten jede Menge Schulungen an. Juristische, aber auch solche, die der Entwicklung der Persönlichkeit dienen – Rhetorik, strategisches Planen, Netzwerken und mehr. Das Angebot richtet sich nicht nur an frisch gewählte Mitglieder, sondern auch an die sogenannten "alten Hasen". Doch Vorsicht: Ziel ist nicht, der bessere Bilanzbuchhalter oder die bessere Juristin zu werden. Das ist auch nicht Sinn der Sache. Betriebsratsarbeit bedeutet, für Kolleg*innen ansprechbar zu sein, problemorientiert zu arbeiten und passgenaue, vernünftige Lösungen zu finden.

Welchen Rat/Tipp möchtest Du ihnen noch mit auf den Weg geben? 
  • Strukturiert Arbeiten und das Ziel nicht aus den Augen verlieren: Wie gehe ich vor, was mache ich zu Beginn?
  • Grundlagen-Seminare besuchen.    
  • Authentisch bleiben.    
  • Arbeit auf alle/mehrere Schultern verteilen. Der Betriebsrat besteht nicht nur aus dem*der Vorsitzenden.    
  • Rechtzeitig Nachwuchs finden und fördern.

Das Interview führte Christiane Nölle