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Studie zu Alltagsorganisation bei Paaren und Familien: Erwerbstätige Frauen übernehmen den Löwenanteil

Hausarbeit im HomeOffice
(Foto: charlesdeluvio / Unsplash)
16.08.2023
Frauen

Einkaufslisten machen, Abendessen planen, den Nachwuchs vom Kindergarten abholen, Termin für die Vorsorgeuntersuchung bei der Kinderärztin machen, zwischendurch den kranken Schwiegervater anrufen und an die Unterlagen für die Steuererklärung denken: All das und noch viel mehr gehört zur Alltagsorganisation, die neben der Erwerbsarbeit eine Menge Zeit und Nerven kosten kann.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sprechen abstrakter auch von "unsichtbarer Denkarbeit" oder "Mental Load". Hierfür verantwortlich fühlen sich in Paarbeziehungen und Familien nach wie vor vorm allem Frauen, so eine neue Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. 

Die Zahlen

2200 erwerbstätige oder arbeitsuchende Personen haben Forscherin Dr. Yvonne Lott und ihre Ko-Autorin Paula Bünger zum Thema Mental Load befragen lassen. Die Interviewten sollten sagen, wer im Haushalt für die Alltagsorganisation hauptsächlich zuständig ist, und angeben, als wie belastend sie diese Aufgabe empfinden.

Ergebnis:

  • Die Wahrscheinlichkeit, dass sich in Paarbeziehungen von Erwerbstätigen überwiegend die Frau darum kümmert und sich dafür verantwortlich fühlt, dass wichtige private Aufgaben erledigt und Termine gehalten werden, liegt bei 62 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit, dass das vor allem der Mann übernimmt, beträgt hingegen lediglich 20 Prozent.
  • Unter Frauen in Teilzeitbeschäftigung ist die Wahrscheinlichkeit mit 68 Prozent höher als bei Vollzeitbeschäftigten, aber selbst bei Letzteren liegt sie bei 57 Prozent.
  • Einen Unterschied machen Kinder im Haushalt: Erwerbstätige Frauen mit Kindern übernehmen mit einer Wahrscheinlichkeit von 74 Prozent den Großteil des Alltagsmanagements (Frauen ohne Kinder: 56 Prozent).
  • Auch die empfundene Belastung durch die Planungsarbeit unterscheidet sich zwischen den Geschlechtern. Auf einer Skala von null bis sieben kommen Frauen im Schnitt auf 3,2 und Männer auf 2,8.

Was tun?

Um gegen diese Ungleichheit vorzugehen, sind auch Politik und Unternehmen gefordert. Die Wissenschaftlerinnen weisen beispielsweise darauf hin, dass gerade für jüngere Männer eine aktive Rolle im Familienleben immer wichtiger wird. Im Widerspruch steht das aber oft mit den Erwartungen, die Vorgesetzte und Arbeitskolleg*innen an sie haben. Hier könnten ihrer Meinung nach Führungskräfteschulungen helfen, die zum Wandel der Betriebskultur beitragen. Darüber hinaus müssten Väter aktiv auf die betrieblichen und gesetzlichen Angebote zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf angesprochen und bei deren Inanspruchnahme unterstützt werden.

Den ausführlichen Report gibt es auf der Website des WSI.